William Shakespear

Ein Sommernachtstraum
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(Alle ab.)

Droll (tritt auf.)
Jetzt beheult der Wolf den Mond,
Durstig brüllt im Forst der Tiger;
Jetzt, mit schwerem Dienst verschont,
Schnarcht der arbeitsmüde Pflüger;
Jetzo schmaucht der Brand am Herd,
Und das Käuzlein kreischt und jammert,
Daß der Krank' es ahnend hört
Und sich fest ans Kissen klammert;
Jetzo gähnt Gewölb und Grab,
Und, entschlüpft den kalten Mauern,
Sieht man Geister auf und ab,
Sieht am Kirchhofszaun sie lauern.
Und wir Elfen, die mit Tanz
Hekates Gespann umhüpfen
Und, gescheucht vom Sonnenglanz,
Träumen gleich ins Dunkel schlüpfen,
Schwärmen jetzo; keine Maus
Störe dies geweihte Haus!
Voran komm ich mit Besenreis,
Den Flur zu fegen blank und weiß.

(Oberon und Titania mit ihrem Gefolge treten auf.)

Oberon.
Bei des Feuers mattem Flimmern,
Geister, Elfen, stellt euch ein!
Tanzet in den bunten Zimmern
Manchen leichten Ringelreihn!
Singt nach meiner Lieder Weise!
Singet!  hüpfet!  leise!  leise!

Titania.
Wirbelt mir mit zarter Kunst
Eine Not' auf jedes Wort;
Hand in Hand, mit Feengunst,
Singt und segnet diesen Ort.

(Gesang und Tanz.)

Oberon.
Nun, bis Tages Wiederkehr,
Elfen, schwärmt im Haus umher!
Kommt zum besten Brautbett hin,
Daß es Heil durch uns gewinn!
Das Geschlecht, entsprossen dort,
Sei gesegnet immerfort;
Jedes dieser Paare sei
Ewiglich im Lieben treu;
Ihr Geschlecht soll nimmer schänden
Die Natur mit Feindeshänden;
Und mit Zeichen schlimmer Art,
Muttermal und Hasenschart,
Werde durch des Himmels Zorn
Ihnen nie ein Kind geborn.--
Elfen, sprengt durchs ganze Haus
Tropfen heilgen Wiesentaus!
Jedes Zimmer, jeden Saal
Weiht und segnet allzumal!
Friede sei in diesem Schloß
Und sein Herr ein Glücksgenoß!
Nun genung!
Fort im Sprung!
Trefft mich in der Dämmerung!

(Oberon, Titania und Gefolge ab.)

Droll.
Wenn wir Schatten euch beleidigt,
O so glaubt--und wohl verteidigt
Sind wir dann--: ihr alle schier
Habet nur geschlummert hier
Und geschaut in Nachtgesichten
Eures eignen Hirnes Dichten.
Wollt ihr diesen Kindertand,
Der wie leere Träume schwand,
Liebe Herrn, nicht gar verschmähn,
Sollt ihr bald was Beßres sehn.
Wenn wir bösem Schlangenzischen
Unverdienterweis entwischen,
So verheißt auf Ehre Droll
Bald euch unsres Dankes Zoll;
Ist ein Schelm zu heißen willig,
Wenn dies nicht geschieht, wie billig.
Nun gute Nacht!  Das Spiel zu enden,
Begrüßt uns mit gewognen Händen!

(Ab.)



von William Shakespeare (Übersetzt von August Wilhelm von
Schlegel)
                
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