William Shakespear

Maaß für Maaß Wie einer mißt, so wird ihm wieder gemessen
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Herzog.
Den Staupbesen zuerst, Herr, und hernach den Galgen.  Kerkermeister,
laßt durch die ganze Stadt ausruffen, wenn irgend ein Weibsbild
sey, die sich über diesen Gesellen zu beschweren habe, (wie ich ihn
dann selbst habe sagen gehört, es sey eine schwanger von ihm,) so
soll sie sich darstellen, und er soll sie heurathen; wenn die
Hochzeit vorbey ist, so laßt ihn peitschen und aufhängen.

Lucio.
Ich bitte Euer Durchlaucht, mich nicht an eine H** zu verheurathen;
Euer Durchlaucht sagte nur erst, ich habe euch zum Herzog gemacht;
Mein Gnädigster Herr, belohnet mich nicht so übel dafür, und macht
mich zu einem Hahnrey.

Herzog.
Bey meiner Ehre, du sollst sie heurathen.  Deine Schmähungen und
alle deine übrigen Uebelthaten sollen dir vergeben seyn; führt ihn
indessen ins Gefängniß, und sehet, daß mein Wille hierinn vollzogen
werde.  Ihr, Claudio, säumet euch nicht, dem Frauenzimmer, das ihr
gekränkt habt, Genugthüung zu geben.  Ich wünsche euch Glük,
Mariane; liebet sie, Angelo, ich habe ihre Beichte gehört, und
kenne ihre Tugend.  Habe Dank, mein guter Freund Escalus, für
deinen guten Willen, du sollt Ursache finden dich dessen zu
erfreuen.  Habe Dank, Kerkermeister, für deine Sorgfalt und
Verschwiegenheit; wir werden dich in einem würdigern Plaz zu
gebrauchen wissen.  Vergebt ihm, Angelo, daß er euch Ragozins Kopf
statt Claudios gebracht hat; die Beleidigung vergiebt sich von
selbst.  Und ihr, meine theure Isabella, wenn ihr ein williges Ohr
zu der guten Gesinnung neiget, die ich für euch trage, so ist was
mein ist euer, und was euer ist, mein; und hiemit führet uns in
unsern Palast, wo wir euch deutlicher entdeken werden, was ihr alle
zu wissen nöthig habt.


Maaß für Maaß, oder: Wie einer mißt, so wird ihm wieder gemessen,
von  William Shakespeare (Übersetzt von Christoph Martin Wieland).
                
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