William Shakespear

Leben und Tod des Königs Johann
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(Zu den Lords.)

Nun, nun, ihr Sterne, die ihr in eure Kreise zurükgetreten seyd,
wo sind eure Völker?  Beweiset nun eure wiedergekehrte Treue und
eilet unverzüglich wider mit mir zurük, um ausländische Verwüstung
und ewige Schmach aus der schwachen Thüre unsers unmächtigen Landes
auszutreiben.  Laßt uns den Feind eilends aufsuchen, oder wir
werden von ihm gesucht werden.  Der Dauphin wüthet beynahe an
unsern Fersen.

Salisbury.
So scheint es also, ihr wisset nicht so viel als wir.  Der Cardinal
Pandolph ist hier, und ruhet drinnen aus, indem er nur vor einer
halben Stunde von dem Dauphin mit solchen Friedens-Vorschlägen
hieher gekommen, die wir mit Ehre und Vortheil, zu Endigung des
gegenwärtigen Kriegs, annehmen können.

Faulconbridge.
Er wird desto geneigter zum Frieden seyn, wenn er uns zur
Vertheidigung gefaßt sehen wird.

Salisbury.
Die Sache ist gewisser massen schon in Richtigkeit; denn er hat
schon den grösten Theil seiner Kriegsgeräthschaft nach der Küste
abgeschikt, und dem Cardinal Vollmacht gegeben, den Frieden zu
machen; und wenn ihr es gut befindet, so wollen wir, ihr, ich
selbst und die übrigen Lords uns diesen Nachmittag mit ihm auf den
Weg machen, um dieses Geschäfte glüklich zu Ende zu bringen.

Faulconbridge.
Laßt es so seyn; und ihr, mein edler Prinz, mit den übrigen Fürsten,
die am besten geschont werden können, bleibet zurük, euers Vaters
Leichenbegängniß zu besorgen.

Heinrich.
Zu Worcester soll, vermöge seines lezten Willens, sein Leichnam
beerdiget werden.

Faulconbridge.
Er soll also dahin gebracht werden, und glüklich möge Euer
theurstes Selbst die Erbfolge und den glorreichen Scepter dieses
Landes übernehmen, als welchem ich hier, mit aller Unterwürfigkeit,
auf meinen Knien, meine getreuen Dienste und immerwährenden
Gehorsam angelobe.

Salisbury.
Eben dieses Gelübde thut unsre zärtliche Liebe, welche auf ewig
ohne einigen Fleken dauern soll.

Heinrich.
Meine gerührte Seele wünscht euch danken zu können, und weiß es
nicht anders zu thun als durch Thränen.

Faulconbridge.
Laßt uns einem Übel, welches wir so lange zum voraus bejammert
haben, nur nöthige Trauer bezahlen--So lag England niemals, und
soll künftig nie zu eines Erobrers Füssen ligen, als wenn es sich
vorher durch seine eigne Hände verwundet hat.  Nun, da diese seine
Fürsten wieder heimgekehrt sind, nun laßt drey Theile der Welt in
Waffen herkommen, und wir sind stark genug, sie abzutreiben.  So
lange England sich selbst getreu bleibt, ist nichts das uns
erschreken kan!


Leben und Tod des Königs Johann, von William Shakespeare
(Übersetzt von Christoph Martin Wieland).
                
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